Motobike in Sai Gon

Ich kann mich noch genau erinnern, als ich in dieses klapprige Flugzeug stieg, um diesen Fallschirm-Tandemsprung aus 4.000 Metern hinter mich zu bringen. Die Angst und das Vertrauen in einen Fremden, der aber genau weiß, was er da tut, denn er hat es schon tausendmal gemacht. Das Gefühl der Freude und Erleichterung nach der sanften Landung, die gelähmte Freude im freien Fall.

Und nun also auf einem Motobike durch den Verkehr von Ho-CHI-Minh. Dieses unfassbare Gewusel Millionen Motorroller, Busse und Taxis. Das Gefühl war anders, ganz anders!

Wir suchten uns 2 erfahrene Fahrer, man kann selber fahren, aber auch beim Fallachirmspringen, muss man etliche Tandem-Sprünge absolvieren, bevor man alleine springt. Aber wahrscheinlich ist es ungefährlicher aus einem Flugzeug zu springen, als sich im Verkehr von Sai Gon zu bewegen, egal wie.

Das Ampelsystem funktioniert folgendermaßen:

Grün: du kannst fahren

gelb: du kannst fahren

rot: du kannst immer noch  fahren

Los gehts, keine Angst zulassen, für 3,00 Pro Nase gibt es sogar einen Helm dabei, nach 30 Sekunden knallt vor uns ein Roller in einen anderen. Die Unfallstelle wird ohne Regung umfahren, war nix schlimmes. Wenn es schlimm gewesen wäre, wäre man genau so vorbeigefahren. Das System besteht aus Hupen und ausweichen. Wenn du über die Straße gehst, wird nicht angehalten. Egal ob an Ampel oder Zebrastreifen. Als Fußgänger musst du ein konstantes Tenpo haben und darfst nicht plötzlich stehen bleiben, der Verkehr fließt weiter um dich herum. Wie eine Ameisenstrasse.

Wir hatten also 15 Minuten fahrt vor uns, schon eine sehr lange Strecke für einen Ritt auf dem Rücken eines fliehenden Wildpferdes. Die Fahrer wussten es ist weit und beeilten sich besonders,netter Service. Es wurde also links und rechts überholt, oft trennten uns nur wenige Zentimeter von Autos, Bussen und den anderen Bikes. Rechts einen Bus überholen, der gerade rechts abbiegt? Mit Hupen geht das. Der anfängliche Mut und die Abenteuerlust verwandelten sich in ein leichtes Gefühl von Todesangst, ähnlich wie bei Hertha im Relegationsspiel in Düsseldorf. Unser Ziel gab uns aber einen besonderen Schutz: die Tan Dinh Kirche, eine der wenigen katholischen Kirchen Vietnams. Wir stehen ja nicht auf den Verein, aber das Gebäude ist Rosa und im Garten steht eine Christo Statue wie in Rio und Lissabon.

Den weiteren Tag verzichteten wir auf Verkehrsmittel und machten alles zu Fuß. Besuchten Notre Dame:

Anschließend den Bitexco Financial Tower, dort gibt es eine Aussichtsplattform im 49 Stock für 8 Euro Eintritt oder ein Café ohne Eintritt mit Espresso für 5 Euro und eine Cocktailbar im 51 Stock mit Cubalibre für 10 Euro. Wir schlenderten also kurz durch die Bar, machten Foros und trollten uns wieder:

Abendessen wollten wir wie die Einheimischen ohne Touristen, das scheiterte aber leider an der Sprache. Wir waren in einem kleinen Restaurant, der Kellner sprach kein Englisch und die Speisekarte war nicht zu deuten. Also ging es in ein Suppenfastfood, war aber auch sehr lecker.

Wenn man Sai Gon erleben und die Menschen entdecken möchte, muss man runter von den Hauptstraßen und in die verwinkelten Gassen, kleine Labyrinthe, in denen man sich unweigerlich verläuft:


Die Wohnung bestehen oft aus einem Raum, in dem gelebt, gegessen, geschlafen und das Motobike geparkt wird.

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